Die Resonanzlehre

Die Resonanzlehre nach Thomas Lange ist eine musikalisch orientierte Bewegungslehre für aktive MusikerInnen aller Instrumente. Sie basiert auf physikalischen Gesetzen und physiologischen Gegebenheiten. Diese sind die Grundlage für eine körperfreundliche regenerative Bewegungsweise.

Physikalische und Physiologische Grundlagen der Resonanzlehre

Eine Masse läßt sich am leichtesten über ihren Schwerpunkt bewegen. Diese Tatsache ist auf den gesamten menschlichen Körper sowie alle frei beweglichen Körperteile anwendbar und kann mit Hilfe effektiver Körperarbeit verinnerlicht werden.
Eine besondere Rolle spielt dabei die aktive Nutzung des Bodens als Kraftquelle und Entspannungsbasis gleichermaßen. Die Schwerkraft wirkt auf der gesamten Erdoberfläche Richtung Erdmittelpunkt und der feste Boden bewahrt unseren beweglichen Körper vor dem freien Fall. Er gibt uns Stabilität und übernimmt die Stützarbeit, die wir manchmal irrtümlicherweise Teilen unserer Muskulatur zumuten. So erhält unser Körper freie Beweglichkeit, wenn der Boden als feste Unterlage wahrgenommen und genutzt wird. Unsere Art zu sitzen oder zu stehen wirkt sich durch die dadurch ermöglichte Bewegungsart unmittelbar auf unseren Klang aus.
Jeder Muskel des Körpers steht mit dem Gleichgewichtsorgan im Innenohr und dadurch mit dem Ohr selbst in direkter Verbindung. Wir nennen dies das „audiomotorische System“. Wird diese Verbindung durch offene und wertfreie Aufmerksamkeit im Hören bewußt ausgebildet und genutzt, kann auf alles Gehörte unmittelbar mit der adäquaten musikalischen Klang-Bewegung reagiert werden.
Dies gelingt umso leichter, je durchlässiger die Muskulatur ist, je selbstverständlicher und spontaner der Körper sich schwerpunktgeführt bewegt und je ausgeprägter die Wahrnehmungsfähigkeit, ganz  besonders im Hören, ist.
Daher lege ich in meiner Arbeit besonderen Wert auf die Vermittlung effektiver Körperübungen, sogenannter 3DKlangbewegungen in unterschiedlichen Körperpositionen (Stehen, Sitzen, Bauch-, Rücken- und Seitenlage im Liegen u.a.), durch die unser Körper (wieder) in die Lage versetzt wird, sich frei atmend und mühelos über seine Schwerpunkte zu bewegen. 

Einheit von Bewegung und Atmung

Das oben beschriebene Bewegungsprinzip ist von der Natur vorgesehen und uns eigentlich angeboren, da es in jeder Situation die optimale Versorgung des Körpers mit Sauerstoff durch freie Tiefenatmung gewährleistet. Bei kleinen Kindern und Tieren in Freiheit ist es unverfälscht zu beobachten. 

Dies nennen wir die „musikalische Bewegung“.

Durch diverse äußere Einflüsse geht es den meisten Menschen, die in unserer sogenannten Zivilisation leben, allerdings häufig – zumindest teilweise – verloren.

Gesundheitliche Aspekte

Ist das ursprüngliche schwerpunktorientierte Bewegungsprinzip auf bewußter „Bodenbasis“ und in Verbindung mit freier Atmung im Körper nicht mehr gewohnheitsmäßig präsent, wird dieser anfälliger für oftmals schmerzhafte Verspannungen, Verkrampfungen und sogenannte Abnutzungserscheinungen. Im Musikerberuf und auch bei engagierten Amateurmusikern kann dies leicht zu Einbußen notwendiger Fertigkeiten und zu wiederkehrenden langwierigen Krankheitsphasen bis hin zur dauerhaften Aufgabe des Berufs  oder musikalisch aktiven Hobbys führen.

Durch das Ausüben der oben genannten und in der Resonanzlehre vermittelten Klangbewegungen in unterschiedlichen Körperpositionen kann dieses Bewegungsprinzip leicht und auf angenehme Weise wieder erlernt werden.

So erlangt der Körper die Fähigkeit zurück, sich sowohl im Alltag als auch beim Musizieren auf komfortable und gleichzeitig regenerierende Art und Weise zu bewegen.

Als eine Art Akut-Hilfe in Fällen starker Verspannungen oder Schmerzen biete ich die sogenannte Induktion an, eine Behandlungsform, in der der Körper des Klienten von außen systematisch über seine Schwerpunkte bzw. Balancebereiche bewegt wird. So erhält die Muskulatur auf passive und quasi aufnehmende Weise die Möglichkeit, sich ihrer angeborenen Bewegungsart zu erinnern. Sie kann sich lösen und die Gelenke werden geöffnet.

Dies kann eine erste Erfahrung der wohltuenden Wirkung der Klangbewegungen sein, die durch die regelmäßig selbst ausgeführten Übungen vertieft und intensiviert wird.

Persönlicher Klang und musikalischer Ausdruck

Bewegung und Klang treten gleichzeitig auf und bilden eine Einheit.

Die bodenbasierte schwerpunktgeführte musikalische Bewegung, in der der Atem frei fließt, ist zugleich die klangvollste Art sich zu bewegen, da sie der Muskulatur erlaubt, die nun keine überflüssige Spannung mehr aufbauen und halten muß, mit dem sie simultan umgebenden Klang verstärkt in Resonanz zu treten und frei mitzuschwingen.

Dadurch gewährleistet dieses Klang-Bewegungsprinzip in Verbindung mit offener und wertfreier Aufmerksamkeit im Hören die höchste Reagibilität auf die gehörten Klänge und eine Erweiterung des Resonanzspektrums im eigenen Klang.

Durch die Unmittelbarkeit der körperlichen und klanglichen Erfahrung eröffnet sich in ausgewogener Weise der Raum für den persönlichen musikalischen Ausdruck, den dieser für seine volle Entfaltung benötigt.

Raum, Resonanz und „Wellnesseffekt“

Durch die körperlich wahrnehmbare Schwingung der Musik wird der eigene Körper auf angenehme Weise als eigenständiger Klangkörper erlebt, d.h. Körper und Instrument schwingen gemeinsam in Resonanz. Dadurch wird auch die Schallwelle in ihrer kugelförmigen Ausbreitung im Raum aktiv weitergeleitet. Es entsteht Resonanz auf vielen Ebenen zwischen Klang, Bewegung, Atmung, Körper, Instrument, Raum, MusikerIn und Publikum…

Wie diese Fähigkeiten im musikalischen Kontext am Instrument entwickelt und angewendet werden können, vermittle ich durch individuelle Instrumentalarbeit.